Guarneri

Giuseppe Guarneri „filius Andreae“
Guarneri Geige
Manuel Kastl spielt die Guarneri / 15.06.2022
Manuel Kastl / Guarneri Geige

Nach dem Tod von Sophie Hagemann wurde die Franz Hofmann und Sophie Hagemann Stiftung Alleinerbin der Stifterin. Im Nachlass von Sophie Hagemann befand sich ihre Guarneri aus dem Jahre 1706, die sie 1974 im deutschen Geigenhandel kaufte. Diese Violine, die sich in einem sehr schlechten Zustand befand, sollte nach Beschluss des Stiftungsvorstandes restauriert und hochbegabten Studierenden der Hochschule für Musik Nürnberg zur Verfügung gestellt werden.

Im Vorfeld der Restaurierung wurde vom Vorstand festgestellt, dass die Provenienz der Geige nur lückenhaft für die Jahre 1937 bis 1938 sowie ab 1974 bekannt war. Nachforschungen ergaben, dass die Guarneri wahrscheinlich im Januar 1938 von dem jüdischen Musikalienhändler Felix Hildesheimer aus Speyer erworben wurde. Der Stiftungsvorstand hatte daher beschlossen, einen etwaigen Restitutionsanspruch proaktiv aufzuklären und die Guarneri im April 2013 als Fundmeldung bei Lostart einzustellen. In diesem Kontext schrieb der Vorstand auch einen Brief an die Nachfahren der Familie Hildesheimer mit der Bitte um Kontaktaufnahme und Unterstützung zur Klärung der Provenienz. Trotz intensivster Bemühungen gelang es aber nicht, mit den Nachfahren Felix Hildesheimers in Kontakt zu treten.


Die amerikanische Journalistin Toby Axelrod konnte allerdings kurz nach der Pressekonferenz Nachfahren der Familie Hildesheimer ausfindig machen und stellte den Kontakt zur Stiftung her. Seitdem wurde gemeinsam versucht, die lückenhafte Provenienz der Geige zu klären und eine Lösung zur künftigen Nutzung der Violine zu finden. Nachdem keine weiteren Quellen gefunden werden konnten und die Provenienz der Guarneri weiterhin unklar blieb, entschied sich der Stiftungsvorstand im November 2015 die Beratende Kommission anzurufen. Die Empfehlung der Beratenden Kommission vom 16. Dezember 2016 lautete: „dass die Geige […] in der Stiftung verbleibt und diese zum Ausgleich einen Betrag 100.000 Euro an die Erben zahlt“.
Nachdem die Empfehlung sowohl seitens der Erbengemeinschaft Hildesheimer als auch vom Stiftungsvorstand angenommen worden war, bemühte sich die Stiftung die notwendigen Mittel durch Drittmittel aufzubringen sowie die notwendigen Genehmigungen der zuständigen Stiftungsaufsichtsbehörde und des Zentralfinanzamts. Dieser Prozess verzögerte sich immer wieder, bis es Anfang 2021 zu Irritationen rund um die angestrebte Entschädigung der Erben nach Felix Hildesheimer kam und der gesamte Stiftungsvorstand mit Wirkung zum 31.03.2021 zurücktrat.

Am 30.03.2021 bestellte die Hochschulleitung der Hochschule für Musik Nürnberg mit Wirkung zum 31.03.2021 den damaligen Vizepräsidenten Prof. Rainer Kotzian und den Musikwissenschaftler Dr. Franzpeter Messmer in den Vorstand der Franz Hofmann und Sophie Hagemann Stiftung ab 01.04.2021. Um die Irritationen über die Entschädigung der Erben nach Felix Hildesheimer Anfang 2021 zu überwinden, wurde mit Hilfe der Beratenden Kommission von den Erben und dem neuen Stiftungsvorstand eine einvernehmliche Lösung erreicht. Dabei korrigierte die Beratende Kommission nach der Einholung mehrerer Gutachten die ursprüngliche Empfehlung in Höhe von 100.000 EUR auf 285.000 EUR (siehe "Beschluss Hildesheimer" unten. Bis 30.12.2021 konnten dann alle Genehmigungen sowohl der Stiftungsaufsichtsbehörde als auch des Zentralfinanzamts eingeholt werden und die Überweisung der vollen Summe an die Erben seitens der Stiftung erfolgen.

Die Entschädigungszahlung stellte die Stiftung vor eine neue finanzielle Situation, da dadurch das Grundstockvermögen um mehr als die Hälfte reduziert wurde. Dies führte zur Verabschiedung einer neuen Satzung und der Umbenennung der Stiftung. Die Franz Hofmann und Sophie Hagemann Stiftung aus Nürnberg lädt gemeinsam mit der Hochschule für Musik Nürnberg zu einem Konzert der Begegnung ein. Am Mittwoch, den 15. Juni 2022 wurde die frisch restaurierte Guarneri-Geige gemeinsam mit den Erben im Orchestersaal der Hochschule für Musik Nürnberg präsentiert. Seit 2023 wird die Geige jährlich in Verbindung mit Deutschlandstipendien an begabte Studierende der Hochschule vergeben.

 

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